Das innere Team

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Haben Sie sich schon einmal ganz bewusst mit Ihrem inneren Team beschäftigt?

Ich bis vor kurzem noch nicht. Ich war mir noch nicht mal im Klaren, dass ich ein inneres Team habe. Ich hatte mir schlicht und ergreifend bis dato noch keine Gedanken dazu gemacht, was es damit auf sich hat, wenn ich in Entscheidungssituationen verschiedene Standpunkte in mir ausgefochten habe. Wann beschäftigt man sich auch damit?
Es handelt sich um einen normalen Ablauf, den wir im Laufe des Erwachsenwerdens aufgebaut haben. Diesen Prozess durchlaufen wir oft mehrmals täglich und er beginnt unter Umständen schon morgens, beim Aussuchen der Kleider.
Ziehe ich die Jeans oder die Stoffhose an, den schwarzen oder den blauen Pullover. Wir wägen ab. Eine Stimme sagt vielleicht, „die Jeans hattest du erst vor zwei Tagen an“, die andere wird laut und hält dagegen „sie ist aber so bequem“ und eine Dritte meldet sich zu Wort mit der Botschaft, „ich zieh sie ja nicht zwei Tage hintereinander an“.
Ich denke Sie ahnen worauf ich hinaus möchte.
All diese Stimmen, diese Botschaften sind innere Teammitglieder, die sich zu Wort melden. Und auf deren Grundlage wir am Ende eine Entscheidung treffen. Nun kommt es aber nicht selten vor, dass wir uns gar nicht die Zeit nehmen, alle Mitglieder anzuhören, oder demjenigen, der etwas ruhiger ist, nicht den Raum geben, all seine Gedanken mitzuteilen. Das führt dazu, dass wir eine Entscheidung treffen, die wir im Nachgang wieder hinterfragen. Grund dafür ist, dass vielleicht genau das Teammitglied, das auch noch eine Meinung zum Thema Jeansauswahl hatte, erst im Nachgang laut genug wird, wenn die Entscheidung schon gefallen ist.

Übertragen auf den Kontext Arbeit und Führungskraft, kann man also festhalten, dass jede Führungskraft nicht ein Team, sondern zwei Teams führt. Diese Erkenntnis stellt natürlich neue Herausforderung aber auch Chancen auf, wenn man bereit ist, sich mit dem eigenen inneren Team auseinander zu setzen. Stellen wir uns im Kontext Arbeit einmal folgende Situation vor.
Ein Mitarbeiter aus Ihrem Team möchte sich auf eine konkrete Stelle hin weiterentwickeln und bittet, um ein dazu benötigtes Seminar. Perspektivisch möchte er in Sachen Karriere noch ein paar Schritte weiterkommen.  Schon geht Ihre innere Diskussion los. Bennen wir dieses Mal die eingehenden Meinungen konkret mit Namen.
Kritiker „Ich habe ihm immer geholfen, jetzt will er uns im Stich lassen“!
Ängstliche „Wenn er dann tatsächlich weggeht, wird mein Team geschwächt“?
Hilfsbereite „Ich würde ihm bei der Weiterentwicklung aber schon gern helfen“.
Und vielleicht gibt es noch viele mehr.

Durch das Auseinandersetzen mit den inneren Teammitgliedern, mit dem Kritiker, dem Ängstlichen und dem Hilfsbereiten besteht die Chance ein Kompromiss zu finden, mit dem alle Beteiligten im Innen, wie auch im Außen zufrieden sein können. Wie könnte das zum Beispiel aussehen? Nachdem alle angehört wurden, können sie als Führungskraft entscheiden, dass ein Seminar durchaus sinnvoll ist und sie dies auch unterstützen. Allerdings wird eine Voraussetzung festgehalten, dass er die nächsten beiden Jahre dem Team erhalten bleibt, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Die Herausforderung bei dieser Art der Entscheidungsfindung ist, das „Aushalten“. Sie müssen es, gerade zu Beginn schaffen, die Zeit zu investieren wirklich alle inneren Haltungen anzuhören. Hierbei sollte man die einzelnen Botschaften die ankommen aufschreiben und vielleicht auch namentlich benennen, um eine bessere Zuordnung von weiteren Wortmeldungen umsetzen zu können. Am Ende kann, wie im oberen Beispiel aufgezeigt, die Lösung/ Entscheidung ein Kompromiss sein, der dann aber im Nachgang keine Selbstzweifel zulässt.

Durch die Kenntnis und das Arbeiten mit dem inneren Team, haben wir daher die Möglichkeit, unsere Kommunikation nach außen, in Form der Selbstkundgabe klarer und deutlicher zu platzieren. Unser inneres Team ist sich in seiner Entscheidung einig und kann diese voller Überzeugung nach außen kommunizieren.
Eines ist dabei zu beachten, wie im Fußball, muss mit dem Team in Sachen Kommunikation bei jeder Möglichkeit trainiert werden, um am Ende in der Bundesliga zu spielen.

Viel Spaß beim Trainieren!